Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Heraklit: Die Masse der Unbedarften und die Wissenden

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 12. März 2015

„Krieg ist aller Dinge Vater, aller Dinge König. Die einen macht er zu Göttern, die anderen zu Menschen, die einen zu Sklaven, die anderen zu Freien.“

Heraklit von Ephesos, 520 – 460 v.Chr.

-de.wikipedia.org-

Heraklit, Ölgemälde von Hendrick ter Brugghen (1628)

Heraklit ist der heute nur noch selten erwähnte vorsokratische Philosoph, der wie wenige andere die Grundlagen unserer geistigen Welt bestimmt hat – wie ich meine allerdings nicht nur zum Besten der Welt. Scharen der großen Geister der Antikeu.a. Sokrates, Platon, Aristoteles, Clemens von Alexandria, Hippolyt von Rom und Diogenes Laertios, Seneca, Plutarch, wie des Mittelalters u.a. Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Dante, Nikolaus von Kues, und auch aus aus der Neuzeit bis heute wie u.a. Hegel, Lessing, Spinoza, Hölderlin, Nietzsche, Goethe, Le Bon („Aufstand der Massen“), Heidegger, Fromm, Gadamer, Held und Pleines haben sich eng an seine Vorstellungen angelehnt.Der große  Erkenntniskritiker Immanuel Kant gehört indessen nicht zu Heraklits Adepten.

Heraklits Philosophie wird geprägt von seinem Glauben an das Logos, eine uns prinzipiell zugängliche vernunftgemäße Weltordnung, und an den natürlichen Prozess beständigen Werdens und Wandels aller Dinge in der Natur, komprimiert im Satz: „Alles fließt „(pantha rei). Des Weiteren setzte sich Heraklit mit dem Verhältnis von Gegensätzen und Polaritäten auseinander, wie etwa von Tag und Nacht, Wachsein und Schlafen, Eintracht und Zwietracht.

Trotz des nach Heraklits Behauptung prinzipiell möglichen Zugangs zu Erkenntnis sind für ihn die meisten seiner Mitmenschen Unbelehrbare, die ihre trügerische Realitätswahrnehmung selbst dann nicht hinterfragen, wenn sie mit dem Logos in Berührung gekommen sind. Fast im Sinne einer Polarität gibt es auf der einen Seite die große Zahl der unreifen Vielen (polloi) und auf der anderen Seite die wahren Philosophen, edelmütigen und weisen Menschen, die zu den tiefsten Erkenntnissen vordringen.

Aber ist wirklich der Krieg der Vater aller Dinge? Gibt es nicht Dinge, die nicht dem ewigen Wandel unterliegen? Und ist wirklich immer Großteil der Menschheit unbedarft und braucht die Führung durch eine kleine Geisteselite?

 

„Richtiges Bewusstsein ist die größte Tugend, und Weisheit [ist es], Wahres zu sagen und zu handeln nach der Natur, auf sie hinhörend.“

Heraklit

Dem Wandel unterliegen nicht die Masse- und Energieteilchen, die nicht mehr teilbar sind, die Merkmale eines Begriffs, der Inhalt eines Gedankens und ganz sicher auch das Faktum der Beendigung von Zuständen wie z.B. der Tod. Da kann ich Heraklit und seinen Adepten nicht folgen.

An seinen Grunddbehauptungen am meisten stört mich aber seine starre Einteilung der Menschheit in Superiore und Inferiore. Daran schließen sich sehr leicht Nietzsches Vorstellungen vom Übermenschen an. Hochtugendhafte, hochintelligente und hochbegabte Menschen sind daher wie die herrschenden Schweine in H.G.Wells‘ Animal Farm eben einfach gleicher als gleich. Da muss man doch gleich wieder an den Sinn des Dreiklassenwahlrechts denken. Und Menschen von solcher Erhabenheit sehen im sog. Nudging des Volkes durch die Regierung keine widerwärtige Gängelung, sondern eine Naturnotwendigkeit. Sie sehen daher auch in einer direkten Demokratie keinen Sinn. Soll man denn die dummen Michel befragen, die nicht einmal wissen was die Welt im Inneren zusammenhält??

In 2000 Jahren ist viel gerätselt worden, ob Heraklit mit seinem berühmten Spruch über den Vater aller Dinge wirklich den Krieg meinte oder vielleicht nur den Kampf. Das hätte ja auch gut zu seiner Überzeugung von der Polarität allerDinge gepasst. Aber der bekannte genaue Wortlaut seines Spruchs mit der Erklärung, dass zwangsläufig am Ende die Teilung der Menschen in herrschende Könige und Götter steht, die Menschen aber  zu Freien oder Sklaven, zeigt, dass er wirklich die gewalttätige Auseinandersetzung gemeint hat, die zu Änderungen in allen Bereichen des Lebens führt, insbesondere in der Bildung der Kaste der Weisen oberhalb der Masse der Unwissenden und Gleichgültigen. Gemeint sind also wirklich schwere Waffengänge in den Weltkriegen und lokalen Streitigkeiten wie  in Korea, Vietnam, Afghansistan, im Irak,in Syreien und vielleicht bald im Osten Europas.

Wenn man dagegen wirklich nur den Kampf gegenpoliger Phänomene meint, also Mann und Frau, Kind und Erwachsener, reich und arm, sieht man den viel tieferen Sinn in Heraklits Wort. Solche Kämpfe liefern sich schon die Beutegreifer und ihre Beute, die Pflanzen und ihre Fressfeinde,die Bakterien und Viren mit den Menschen und innerhalb unseres Körpers das immer energiehungrige Gehirn (Prof. Peters)  mit dem Rest des Körpers und in unserem Kopf die Vernunft mit den emotionalen Antrieben.

 

Wir dürfen nicht ständig unsere Speicher aufladen

Überall in diesen Beziehungen reibt sich einer am anderen. Im Kampf gegeneinander finden sie letztlich zu sich selbst.Ohne diesen Kampf aber verkümmern sie.Daher brauchen wir den Wechsel von Kälte und Hitze, von Stress und Entspannung. Wie bei einer Batterie brauchen wir Ladung und Entladung. Wie bei dieser verlieren wir unsere Funktionen, wenn wir ständig aufgeladen sind.

Unser Körper hat eine Menge von Speichersystemen, die alle erdenklichen benötigten Stoffe für Wochen, Monate und teils auch Jahre vorrätig halten. Bekannt sind besonders die Glukagonspeicher in der Leber und die Fettspeicher der Übergewichtigen. In der heutigen Zeit, in der wir jederzeit Nahrungsinhalte beschaffen können, gibt es keinen Grund täglich an das „Nachladen der Batterien“ zu denken,

Wir machen es aber auch verkehrt, uns vorsorglich gegen jede mögliche Beeinträchtigung zu versichern.Derzeit läuft im Fernsehen eine raffinierte Werbung, die demonstriert, dass ein junger Mann nicht in der Lage ist, sein Leben zu genießen, weil er immer an seine Altersversorgung denken muss. Man kann sich aber nicht gegen alle nachteiligen Eventualitäten schützen. Vielleicht haben Sie von dem Bericht über den reichen Mann in Manhattan gehört, der aus Angst vor schädlichen Bakterien (germs) seine ganze Wohnung in einen Reinraum verwandelte. Er wurde sterbenskrank und konnte nur durch die neue Begegnung mit „normaler“ Außenluft gerettet werden.